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Die Tagung

+++ Die GEWISOLA-Tagung findet in diesem Jahr online statt. Die Teilnehmerregistrierung ist vom 6. Juli bis 25. September 2020 möglich. +++

Die 60. Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V. (GEWISOLA) findet von Mittwoch, den 23. September bis Freitag, den 25. September 2020 online statt. Das Tagungsthema lautet:

Herausforderungen für die ländliche Entwicklung – Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Perspektiven

Organisiert wird die Jahrestagung von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien und der Hochschule Anhalt.

Erläuterungen zum Tagungsthema

Die Entwicklung ländlicher Räume und die Lebensqualität in ländlichen Regionen werden durch eine Vielzahl interagierender Faktoren bestimmt. Dazu zählen bspw. die demografische Entwicklung (Überalterung, Abwanderung), die Entwicklung der Wirtschaftskraft und der Einkommen, die Arbeitsmarktlage (Arbeitslosigkeit bzw. Fachkräftemangel), das Vorhandensein sozialer Strukturen, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, die Qualität der öffentlichen Infrastruktur und die Daseinsvorsorge. Auch der Zustand der natürlichen Lebensumwelt, die in ländlichen Räumen maßgeblich durch die Landwirtschaft geprägt wird, spielt eine wesentliche Rolle.

Auf der politischen Ebene ist die Verhinderung großer Disparitäten in den Lebensverhältnissen zwischen den Regionen und insbesondere zwischen Stadt und Land eine breit akzeptierte Leitvorstellung. Diese fokussierte in der Vergangenheit insbesondere auf die gleichmäßige Entwicklung der Erwerbs- und Einkommensmöglichkeiten und die Sicherstellung eines Mindestmaßes der Daseinsvorsorge. In Deutschland spiegelt sich dies z.B. im Raumordnungsgesetz wider, gemäß dem im gesamten Bundesgebiet ausgeglichene infrastrukturelle, wirtschaftliche, ökologische, soziale und kulturelle Verhältnisse anzustreben sind. Ein ähnliches Leitbild kommt in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU in der 2. Säule (Entwicklung ländlicher Räume) zum Ausdruck.

Oft wird die Lebensqualität in einer Region vereinfachend mit der als Pro-Kopf-BIP gemessenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gleichgesetzt. Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft hinterfragen jedoch zunehmend das Paradigma, dass sozialer Fortschritt und Lebensqualität ausschließlich vom materiellen Wohlstand und den Konsummöglichkeiten abhängen. Gleichzeitig wird die Frage aufgeworfen, ob neben der öffentlichen Daseinsvorsorge nichtstaatliche Akteure und kollektives Handeln in Zukunft eine bedeutsamere Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität in „abgehängten“ ländlichen Regionen spielen könnten und sollten. Der Begriff der Lebensqualität wird somit als multidimensionales Konzept verstanden, das neben Einkommen auch die sozialen und ökologischen Verhältnisse beinhaltet.

Mit Blick auf die Entwicklung und Förderung der Lebensqualität der Menschen in den ländlichen Räumen ergibt sich eine Vielzahl von Themen, die einer eingehenden wissenschaftlichen Diskussion bedürfen und aus einer wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Perspektive analysiert werden sollten. Diese sind eng verbunden mit der Frage der Rolle und Funktionen der Landwirtschaft und ihrer Akteure im und für den ländlichen Raum. Insbesondere handelt es sich bei diesen Themen um:

  • Demographische Entwicklungen: Abwanderung, Zuwanderung, Geburtenraten
  • Aspekte der Zuwanderung: wohnraumsuchende Städter, außerfamiliäre landwirtschaftliche Existenzgründungen, Geflüchtete
  • Der Einfluss von Marktmechanismen und Wettbewerb auf die Entwicklung im landwirtschaftlichen Sektor und im ländlichen Raum (Strukturwandel)
  • Arbeitsmarkt: von Arbeitslosigkeit bis Fachkräftemangel
  • Gesellschaftliche und soziale Auswirkungen der Verteilung des Bodeneigentums
  • Gemeinwohl und gesellschaftliche Teilhabe inländlichen Räumen
  • Kollektives Handeln und Lebensqualität in ländlichen Räumen
  • Von alternativen Finanzierungsquellen bis zu gemeinwohlorientierten Formen der Landwirtschaft (z.B. Solidarische Landwirtschaft, FoodsharingInitiativen, Open-Source-Saatgut oder -Technik)
  • Beeinträchtigung und Bereitstellung von Umweltsystemdienstleistungen durch die Landwirtschaft: z.B. Biodiversität, funktionierende „Habitate“, Landschaftsbild, klimaschutzrelevante Funktionen
  • Ethische Dimensionen von Zielkonflikten in der ländlichen Entwicklung
  • Digitalisierung als Lösungsansatz für Probleme instrukturschwachen Regionen
  • Neue Tierschutz- und Umweltregulierung und soziale Protestbewegungen

Wir freuen uns sowohl über Beiträge aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues als auch aus anderen Disziplinen, wie z.B. Soziologie, Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Geographie oder Politikwissenschaft.